Anwendung von BIM im Schienenwegebau - Ausbaustrecke Berlin - Dresden, 2. Baustufe Ausbau oberer Bahnhof Doberlug-Kirchhain: Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat im Dezember 2015 den Stufenplan Digitales Planen und Bauen zur schrittweisen Einführung von BIM in seinem Zuständigkeitsbereich vorgestellt. Während der erweiterten Pilotphase des Stufenplans wurden in 13 BIM-Pilotprojekten der DB AG die Grundlagen dafür gelegt, den zukünftigen BIM-Anwendungsbereich bei der DB AG genauer zu bestimmen. Beim diesem Pilotprojekt ging es vor allem um die Anwendung von BIM bei der 3D-Bestandsaufnahme, demTrassen- und Variantenvergleich inkl. Termin- und Kostenauswirkungen, den Visualisierungen für Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung und bei der Planungskoordination und Kollisionsprüfung während der ersten beiden HOAI-Leistungsphasen.
2003 wurde der Ausbau der Strecke von Berlin nach Dresden in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Die Strecke von Blankenfelde, südlich von Berlin, bis wenige Kilometer vor Dresden wird auf die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ausgebaut. Die Reisezeit im Fernverkehr kann sich durch den infrastrukturellen Ausbau verkürzen. Die Ausbaustrecke (ABS) ist als Teil des transeuropäischen Bahnkorridors 7 auch von überregionaler Bedeutung. Der Schienenkorridor verbindet die strategisch wichtigen Häfen der Nord- und Ostsee mit dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer.
Bis Ende 2020 werden wesentliche Abschnitte der Strecke Berlin – Dresden für die erhöhte Geschwindigkeit ausgebaut. Unter anderem wurden bereits 20 Bahnübergänge durch Brücken oder Unterführungen ersetzt sowie Bahnhofsbereiche modernisiert und umgestaltet.
Auf 125 Kilometern wurden zudem die Gleisanlagen und Oberleitung erneuert, moderne Leit- und Sicherungstechnik installiert und sechs Elektronische Stellwerke (ESTW) in Betrieb genommen. Die gesamte Strecke wird mit dem europäischen Zugsicherungs- und Steuerungssystem ETCS ausgestattet. Das ETCS ist ein einheitliches Zugsicherungssystem für den europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehr.
Zielsetzung
Im Projekt (2017-2018) galt es, die Planung mit Hilfe der BIM-Methodik auf Grundlage von aktuellen und einfach zu aktualisierenden 3D-Bestandsmodellen zu erstellen. Es wurde angestrebt, die in der Vorplanung diskutierten Varianten schnell auf neue Randbedingungen anpassen zu können und mit den zu diesem Zeitpunkt erzeugten Modelle eine ganzheitliche Bewertungsgrundlage für einen Variantenentscheid schaffen zu können. Dies galt es auf Basis einer partnerschaftlichen Projektabwicklung zu erreichen, d.h. durch den Einsatz der BIM-Methodik besser zu kommunizieren und alle Projektbeteiligten zu vernetzen. Die Planungsqualität sollte erhöht werden. Die Visualisierung von Bauzuständen sollte einschließlich einer Darstellung von Termin- und Kostenauswirkungen erfolgen. Mit der Planungsvisualisierung sollte auch eine verbesserte Unterstützung der Öffentlichkeitsbeteiligung erreicht werden.
Fazit
Neben der IT-Struktur konnte die in einigen Bereichen verwendete Software nur teilweise die Projektanforderungen erfüllen. Insbesondere bei der Planung und Darstellung bahnspezifischer Objekte und technischer Ausrüstung wiesen die verwendeten Software Produkte teilweise erhebliches Verbesserungspotential auf. Hier zeigte sich, dass auch vermeintlich für die Anwendung bei Infrastrukturprojekten der Deutsche Bahn entwickelte Softwareprodukte bei der Anwendung unter realen Projektbedingungen nicht wie erwartet funktionierten.
Die Erfahrung, dass man zum Zeitpunkt der BIM-Implementierung aller höchstens von teilautomatisierten und bewusst durch den Planungsingenieur initiierten BIM-Planungsprozessen sprechen kann, hatten alle Anwendungsfälle gemeinsam. Besonders arbeitsintensiv war die händische Modellierung und Auswertung der bestehenden Infrastruktur.
Trotz dieser identifizierten Entwicklungspotentiale für dieses BIM-Pilotprojekt waren die Vorteile in der Anwendung der BIM-Planungsmethode deutlich spürbar. Nach Abschluss der Pilotierung von BIM im Projekt ABS Berlin-Dresden, 2. Baustufe – Bf. Doberlug-Kirchhain kann ein positives Resümee, sowohl aus den direkten Planungsergebnissen als auch aus dem Erkenntnismehrgewinn für zukünftige Projekte der HOAI Leistungsphasen 1 und 2 gezogen werden.