KI-Adventskalender | Tag 3 | KI-basierte Geschäftsmodelle


Durch die intelligente Nutzung und Verknüpfung von Daten können neue Geschäftsmodelle entstehen und Bestehende weiterentwickelt werden. Mittels Künstlicher Intelligenz (KI) können dabei Produkte und Dienstleistungen zukünftig an die individuellen Anforderungen von Kunden angepasst werden. Dieser Beitrag gibt einen ersten Überblick zu neuen KI-basierten Geschäftsmodellen im Bauwesen.

Ein Geschäftsmodell stellt die grundlegende Logik eines Unternehmens dar, indem es beschreibt, wie Wert für Kunden und Partner generiert und erhalten werden kann. Zentral bei der Entwicklung von KI-basierten Geschäftsmodellen ist dann die Frage, in welchen Geschäftsfeldern es große Datenmengen gibt und wofür diese genutzt werden können.

Im Bauwesen bieten sich verschiedene Geschäftsfelder an, in denen umfangreiche Datenmengen entstehen. Bauprojekte generieren eine Vielzahl von Informationen, darunter Baupläne, Zeitpläne, Budgets, und Berichte. Die Nutzung von KI kann in diesen Bereichen dazu beitragen, Effizienzsteigerungen, Risikominderung und Kostenoptimierung zu erreichen.

Die Verfügbarkeit, Qualität und das Verständnis von Daten sind entscheidende Faktoren für den Erfolg von KI-basierten Geschäftsmodellen. Durch die Analyse von Bauprojektdaten können KI-Modelle beispielsweise frühzeitig auf potenzielle Risiken hinweisen, den Baufortschritt optimieren oder die Planung von Ressourcen verbessern.

Beispiele neuer KI-basierter Geschäftsmodelle im Bauwesen

KI-Lösungen befinden sich im Bauwesen noch in einem frühen Stadium der Anwendung, können aber neben der Optimierung von Prozessen auch für die Entwicklung von Geschäftsmodellen angewendet werden. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Beispiele neu entwickelter Geschäftsmodelle entlang der Wertschöpfungskette Bau vor:

Projektentwicklung – und Steuerung

In der Projekt- und Stadtentwicklung müssen zahlreiche Entwurfselemente berücksichtigt werden, die sich je nach Bebauungsdichte, Klima, Lärmpegel und Belichtungsverhältnissen von Standort zu Standort unterscheiden können. KI-basierte Lösungen bieten die Möglichkeit, Entwurfsauswahlmöglichkeiten unter Berücksichtigung verschiedener Einflüsse zu generieren. Das Geschäftsmodell des Hamburger Startups Modoplus beruht beispielsweise auf einer Cloud-Plattform, mittels derer Bau- und Entwicklungspotenziale auf bebauten und unbebauten Grundstücken datengestützt erkennt werden können. Durch gezieltes Training wird die KI in die Lage versetzt, aus umfangreichen Mengen verfügbarer Geodaten Rückschlüsse auf das Entwicklungspotenzial eines Grundstücks zu ziehen. Der Kernansatz besteht darin, durch die KI-Anwendung das volle Potenzial aller Immobilienbestände zu erschließen. Gleichzeitig ermöglicht die Technologie, geeignete Standorte für Projektentwickler zu identifizieren.

Wie aus Textdaten ein Frühwarnsystem für die effektive Steuerung von Bauprojekten werden kann, zeigt das Startup Conbrain Solutions. Die KI-Anwendung des Startups analysiert in Echtzeit sprachliche Informationen, die in sämtlichen während des Projekts anfallenden Dokumenten enthalten sind. Diese Analyse dient als Entscheidungs- und Priorisierungsbasis für die Projektleitung. Durch den Einsatz einer maschinell trainierten KI werden sämtliche digitale Informationen eines Bauprojekts durchleuchtet und analysiert, darunter auch E-Mails, Protokolle, Pläne und Schriftverkehr, um frühzeitig Risiken im Projekt zu identifizieren und entsprechend reagieren zu können. Die KI fungiert somit als proaktives Frühwarnsystem, um die Effizienz und Sicherheit von Bauprojekten zu optimieren.

Planung

KI-Lösungen spielen eine wichtige Rolle bei der Verbesserung des Planungsprozesses. Sie können beispielsweise Grundstücksausnutzungen simulieren und digitale Variantenstudien erstellen und analysieren. Das Geschäftsmodell des Startups Metabuild greift dabei auf eine solche KI-gesteuerte Gebäudesimulation und Variantenuntersuchung zurück, um eine hohe Vielzahl an Planungsvarianten in kürzester Zeit zu generieren. Diese Varianten werden umfassend analysiert, wobei Faktoren wie Energieeffizienz, CO2-Emissionen, Baukosten, Betriebskosten oder Komfortparameter wie die Tageslichtqualität berücksichtigt werden. Die KI ermöglicht nicht nur eine beschleunigte Erstellung von Planungsvarianten, sondern auch eine präzise und detaillierte Analyse, die Planern und Architekten wertvolle Einblicke für fundierte Entscheidungen bietet.

Baustelle

Auf Baustellen entstehen erhebliche Mengen mineralischer Bauabfälle, allein im Jahr 2020 wurden in Deutschland mehr als 220 Millionen Tonnen gemeldet, wie das Umweltbundesamt berichtet. Das Tübinger Startup Optocycle hat eine innovative Lösung entwickelt, um effizient mit diesen Abfällen umzugehen. Ihr KI-System nutzt Kameras, um Abfälle, zum Beispiel auf einem Förderband, präzise zu analysieren. Mithilfe von künstlicher Intelligenz erfolgt eine optische Klassifizierung, die genaue Informationen über die stoffliche Zusammensetzung des Materials liefert. Damit ermöglicht Optocycle präzise Aussagen über die Art der Bauabfälle und trägt dazu bei, den Umgang mit Ressourcen auf Baustellen zu optimieren.

Facility Management

Die Rolle von KI im Geschäftsmodell des Berliner Startups Kiwi.KI konzentriert sich hauptsächlich auf digitale Schließanlagen für Wohnungen und die intelligente Verwaltung von Zugriffsrechten. Die KI analysiert das Nutzerverhalten beim Gebäudezugang. Indem sie aus vergangenen Interaktionen lernt, erkennt sie Muster wie ungewöhnliche Aktivitäten oder Sicherheitsrisiken. Die KI analysiert auch das Nutzerverhalten für personalisierte Zugangsregelungen, wie individuelle Arbeitszeiten oder spezielle Berechtigungen. So identifiziert die KI potenzielle Sicherheitsrisiken durch die Analyse von ungewöhnlichem Verhalten oder Anomalien im Zugriffsverhalten.

Entwicklung bestehender Geschäftsmodellen

Die oben genannten Beispiele beziehen sich auf Unternehmen, die gänzlich neue Ansätze und Dienstleistungen entwickeln und maßgeblich auf KI beruhen. Das heißt nicht, dass das Rad immer komplett neu erfunden werden muss. Falls also keine Neugründung angepeilt wird, können auch etablierte Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft ihr bestehendes Geschäftsmodell um KI-Lösungen weiterentwickeln, indem sie sich zunächst ausführlicher mit KI-Anwendungen beschäftigen, relevante Geschäftsbereiche identifizieren und vorhandenen Datenbestände analysieren und systematisch für den Einsatz von KI-Algorithmen aufbereiten. Investitionen in die Schulung der Mitarbeitenden im Umgang mit Daten und KI sind dabei entscheidend, um das Potenzial dieser Technologie voll auszuschöpfen. Zudem können Unternehmen gezielt mit Startups kooperieren, um spezifisches Fachwissen zu integrieren und voneinander zu lernen.

Zur Einführung von KI im Unternehmen möchten wir Ihnen auch praktische Tipps aus dem Mittelstand-Digital Netzwerk bereitstellen:

  • Künstliche Intelligenz für den Mittelstand – Ein Praxisleitfaden: Neben der Vorstellung eines konkreten Tools zur Ermittlung der KI-Bereitschaft von KMU wird ein Leitfaden präsentiert, der veranschaulicht, wie Sie KI in Ihrem Unternehmen einsetzen können.
     
  • KI-Kochbuch: Diese Publikation bringt Ihnen mögliche Anwendungsfelder von Künstlicher Intelligenz näher, zeigt anhand von Praxisbeispielen zukunftsfähige Lösungen auf und stellt konkrete Tools vor, die Sie im eigenen Unternehmen implementieren können. Ab S. 16 finden Sie auch weiterführende Informationen zum Thema KI-basierte Geschäftsmodelle.

03.12.2023