Demonstrator: Digitales Baustellenmanagement


Digitale Werkzeuge helfen, das Baustellenmanagement und insbesondere die Erfassung des Baufortschritts effizient und lückenlos(er) einzurichten. Anstelle von papiernen Ausdrucken und schriftlichen Notizen treten cloudbasierte und mobile Systeme, die Arbeitsroutinen optimieren und beschleunigen. Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen bietet praxisgerechte Einblicke und Anwendungshilfen in diese neue Formen des digitalen Baustellenmanagements.

Bei der Ausführung von Projekten kommt es häufig zu Abweichungen vom geplanten Bauablauf. Das liegt zum einem an Planungsunsicherheiten und zum anderen an unvermeidbaren Störungen. Aus diesen Gründen ist eine kontinuierliche Erfassung des Baufortschritts sehr wichtig, damit potenzielle Risiken (u.a. Qualitätsmängel) schnell erkannt, dokumentiert und nach erfolgter Analyse sofort geeignete Gegenmaßnahmen an alle relevanten Projektbeteiligten kommuniziert werden können. Ansonsten kann es zu Terminverzögerungen und Kostenexplosionen kommen.

Wie unterscheidet sich die „traditionelle“ Vorgehensweise der Mangelerfassung und Dokumentationsverwaltung von der digitalen? Bei einer geplanten Baustellenbegehung werden die aktuellen Pläne und erforderlichen Checklisten mit hohen manuellen Aufwand vorbereitet und ausgedruckt. Vor Ort werden die festgestellten Mangel schriftlich notiert und anhand von Bildern dokumentiert. Bevor der zuständiger Nachunternehmer zur Mängelbeseitigung per E-Mail oder per Post beauftragt wird, müssen alle notwendigen Informationen zusammengeführt werden. Zwischen Mangelaufnahme auf der Baustelle und der nachfolgenden Digitalisierung im Büro können mehrere Tage vergehen. Im Weiteren stellt sich dabei die Herausforderung die erhobenen Daten mit den passenden Fotoaufnahmen zeitnah zu verorten. Auch ein Personalwechsel kann dazu führen, dass der Bearbeitungsstatus nicht rechtzeitig aktualisiert wird. Solche Umstände erschweren erheblich eine durchgängige Dokumentation und Kontrolle des Baufortschritts. Dieser Prozess ist sehr zeitintensiv, fehleranfällig und arbeitsaufwändig. 

Neue cloudbasierte Softwareplattformen bringen als Datenmanagementtool eine Transparenz mit, die überflüssige Arbeitsroutinen optimieren und beschleunigen kann. Alle berechtigten Projektbeteiligten haben jederzeit Zugriff auf freigegebene Informationen. Die Cloud dient als zentrale Quelle für die Verwaltung der Kontakte mit einer Abbildung der Organisationsstruktur, Ausführungspläne, Fotodokumentation, Mängel-und Qualitätsmanagement. Daten können somit konsequent und einheitlich gesammelt und bearbeitet werden. Eine präzise Fristenverfolgung und eine Übersicht ermöglicht die Maßnahmen im Fall von Bauverzögerungen besser zu steuern oder im Vorfeld zu vermeiden.

Kommerziell-verfügbare Softwareprodukte für mobiles Baumängel-Management unterstützen solche Konzepte. Mit zusätzlichen Funktion können die 3D-Modelle eingebunden werden. Es erlaubt eine bauteilorientierte Erfassung, und anschließende durchgängige Verknüpfung auf alle zugehörigen Pläne. Die Mängelerfassung mit mobilen Endgeräte funktioniert auch im offline Modus, daher ist ein Funknetz auf der Baustelle nicht zwingend notwendig. Daten können sowohl heruntergeladen werden, als auch vor Ort aufgenommene Daten später wieder im Büro hochgeladen und automatisch synchronisiert werden.

Die prinzipielle Vorgehensweise besteht aus vier Schritten:

1.  Verwaltung der Rollen und Organisation

  • Alle Kontaktdaten (Name, Adresse, Firma, Rolle) in das System importieren (kann anhand Excel listen erfolgen)
  • Nach den entsprechenden Rollen und Aufgaben die Berechtigungen der einzelnen Personen zuweisen 
  • Die Arbeitsprozesse anhand eines Flussdiagramms zuweisen

2.  Verwaltung der Vorlagen

  • Modulen (BIM-Modelle, Qualitätskontrolle, Checklisten) auswählen
  • Vorlagen konfigurieren (z.B. Mangelvorlagen und Checklistenvorlagen). Bei einem Mangel werden z.B. Aufgabentitel erstellet, verantwortliche Person festgelegt, einzuhaltende Fristen vorgegeben, Ortsbeziehungen angegeben. Checklisten können aus Excel importiert werden und sind danach frei konfigurierbar. Es besteht die Möglichkeit der digitalen Signatur. Automatische Antwort-Bausteine lassen sich vorgeben
  • Spezifische Einstellungen vornehmen (z.B. bei einer nicht konformen Antwort in der Checkliste, soll automatisch ein Mangel oder eine Aufgabe erstellt werden)

3. Verwaltung der Informationsgrundlagen

  • BIM Modell importieren, ggfs. Ausführungspläne mit der Zuordnung der Ebenen
  • Modelle konfigurieren, z.B. Erstellen von Material,- gewerkbasierte Filter, die später auf dem mobilen Endgerät angezeigt werden

4. Durführung der Baustellenbegehung

  • Mängel mit Statusverfolgung (neu – laufend – freigemeldet – freigegeben) aufnehmen
  • Zuständigen Auftragnehmer automatisch benachrichtigen (per App oder per E-Mail)
  • Daten in Form von Diagrammen und detaillierte Ansichten mit Behebungshistorien darstellen und nach Priorität, Gewerk und Bauabschnitt sortieren. Der Export eines konfigurierbaren Berichts kann in .pdf .xsls erfolgen
  • Projektübergreifenden Statistiken auswerten

Im Rahnem des regelmäßigen Angebots des BIM-Nachmittages an der Ruhr-Universität Bochum haben Sie die Möglichkeit, Details zum Demonstrator kennenzulernen und selbständig den gesamten Prozess der Rollenverteilung, Vorlagenerstellung, Informationsgrundlagen mit anschließender Mängelaufnahme, Mangelbehebung und Auswertung in einem vorbereiteten Szenario auszuprobieren.


30.01.2019