Cloud Computing – Chancen der flexiblen Nutzung von Cloud-Angeboten


Mithilfe von Cloud-Lösungen ist es auch kleineren Unternehmen möglich große Datenmengen zu verwalten, ohne über eine eigene ausgeprägte physische Infrastruktur zu verfügen. Die flexible und individuelle Nutzung verschiedener Cloud-Modelle bietet dabei eine große Chance für mittelständische Unternehmen.

Die wachsende Bedeutung von Cloud-Computing ist vor allem an der steigenden Nutzerzahl abzulesen. In der Baubrache stieg die Nutzung von Cloud-Computing-Diensten von 7,3% in 2014 auf 13,7% in 2018. Im Vergleich zu Großbritannien (43,6%) oder Schweden (57,8%) ist die deutsche Baubranche mit einem Nutzeranteil von 13,7% aber noch ein Nachzügler in der Implementierung von Cloud-Diensten. Laut dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sind die deutlichen Unterschiede zwischen den Ländern vor allem auf datenschutzrechtliche Aspekte, die Preise für die Cloud-Nutzung oder die Verfügbarkeit von Breitbandinternet zurückzuführen. Betrachtet man allerdings die Cloud-Computing-Nutzung in der Baubranche inklusive dem Planungsbereich, fällt der Nutzeranteil etwas höher aus. Besonders in der Planungsphase kann die Abstimmung zwischen Architekten, Projektbeteiligten, Bauunternehmen und Zulieferern durch Cloud-Computing optimiert werden. Im Folgenden stellen wir die verschiedenen Cloud-Services und Typen vor, um die Chancen und Möglichkeiten der Cloud-Nutzung aufzuzeigen.

Cloud-Services: IaaS, PaaS oder SaaS?

Cloud-Computing bedeutet allgemein die Nutzung eines Netzwerkes über einen externen Server, der über das Internet betrieben wird. Daten werden also nicht auf einem lokalen Server verwaltet, sondern auf externen Servern gespeichert. Dabei wird zwischen drei Cloud-Services unterschieden. Infrastructure-as-a-service (IaaS) stellt dem Kunden Rechnerkapazität und Speicherplatz zur Verfügung. So sparen sich Unternehmen die Kosten für die eigene Rechnerraum-Infrastruktur. Anwendungen müssen hier vom Kunden selbst administriert werden. IaaS wird häufig benutzt um bestimmte Anwendungen, die einen großen Datenspeicherplatz benötigen, auszulagern. Beispiele hierfür wären Datenanalysen, Multimediabearbeitungen oder CAD-Datenverwaltung. Bezahlt wird meist monatlich und verbrauchsabhängig. Plattform-as-a-service (PaaS) stellt das Bindeglied zwischen Iaas und SaaS dar. Hierbei werden von einem Anbieter bereits vorkonfigurierte Datenbanken und Entwicklungstools zur Verfügung gestellt. PaaS wird meist von Softwareentwicklern genutzt, um mithilfe von Tools Anwendungssoftware zu bauen. PaaS bietet den Vorteil die Anwendungssoftware den eigenen Bedürfnissen exakt anpassen zu können. Denn vorprogrammierte Softwares bieten oft nur ein festgelegtes Angebot an Anwendungen, die eventuell nicht alle benötigt werden oder nicht alle benötigten Anwendungen umfassen. Zusätzlich werden Installationskosten eingespart. Software-as-a-service (SaaS) stellt eine fertige Softwareanwendung zur Nutzung bereit. Die IT-Infrastruktur und Software werden von einem externen IT-Dienstleister betrieben. Nachgefragt werden hier zum Beispiel Grafiksoftwares oder Projektmanagementtools. Aufgrund von Kostengründen und der Nutzerfreundlichkeit entscheiden sich die meisten Unternehmen für SaaS-Modelle. Allerdings wird damit auch ein Stück Flexibilität aufgegeben, da die Nutzungsmöglichkeiten auf die von den externen Anbietern bereitgestellten Dienstleistungen beschränkt werden. Zudem besteht eine Grundabhängigkeit an die Verfügbarkeit der externen Serversysteme und deren Einhaltung von Datenschutzrichtlinien.

Cloud-Typen: Private-, Public- oder Community-Cloud?

Eine große Anzahl deutscher Unternehmen nutzt bereits Private-Cloud-Dienste, um den Informations- und Datenaustausch zwischen ihren Mitarbeitern zu fördern. Dabei erfolgt die Wahl für die Private-Cloud meist aus Gründen des Datenschutzes und der IT-Sicherheit. Um das Potential von BIM-Anwendungen ausschöpfen zu können, ist die Nutzung von Open-Source-Clouds oder Public-Clouds oft ratsamer, da hier eine Vielzahl von Informationen geteilt werden kann. Mithilfe von Public-Cloud-Technologien können die Beteiligten eines Projektes auf die gleichen Informationen zugreifen, was synchrone Arbeitsprozesse ermöglicht. BIM kann durch eine große Anzahl gesammelter Informationen, die vor allem in Open-Source-Clouds zur Verfügung gestellt werden, noch besser angewendet und genutzt werden. Bei der Lösung von Datenschutzproblematiken kann die sogenannte Community-Cloud Abhilfe verschaffen. Diese wird von mehreren Unternehmen gemeinsam genutzt, um auf dieselben Dienste und Informationen zugreifen zu können. Die Cloud-Infrastruktur ist dabei auf ein bestimmtes Projekt und auf einen definierten Nutzerkreis beschränkt. Mehrere Private-Clouds werden hier zu einer Community-Cloud zusammengeschlossen. So können Architekten, Bauunternehmen und Projektbeteiligte nicht nur Informationen austauschen, sondern auch eine gemeinsame Infrastruktur entwickeln und bestimmte Anwendungsprogramme gemeinsam nutzen. Die Community-Cloud stellt sich also gerade für projektbezogene Anwendungen als effizientes Tool heraus.

Chancen und Herausforderungen der Cloud Nutzung

Sowohl in der Bauplanung, der Baufortschrittskontrolle oder dem Baustellenmanagement können Cloud-Anwendungen Prozesse verkürzen oder den Austausch zwischen den Beteiligten vereinfachen. Besonders in der Bauplanung ist die Einsicht der verschiedenen Beteiligten in die Entwürfe zeitsparend. So können Änderungsanträge vom Kunden über die Cloud mit allen Beteiligten geteilt werden und möglichst schnell in die bereits bestehenden Entwürfe integriert werden. In der Baufortschrittskontrolle können mithilfe von auf der Baustelle installierten Kameramodulen Bild- und Sensordaten gesammelt und in die Cloud gestellt werden. So können Baufortschritte auch außerhalb der Baustelle beobachtet und Baumängel frühzeitig erkannt werden.

Falls das entsprechende Wissen über die Nutzung und Anwendung von Cloud-Diensten nicht bereits im Unternehmen vorhanden ist, können externe Berater hinzugezogen werden, um Datenschutz-Richtlinien zu evaluieren und die optimale Nutzung von Cloud-Anwendungen zu garantieren. Eine Kostengegenüberstellung kann hilfreich sein, um das passende Angebot zu finden. Zudem sollten Anwender stets einen Blick darauf haben, wo die Daten gespeichert werden und wer auf diese zugreifen kann. Zum einen sollte darauf geachtet werden, dass die in der Cloud hinterlegten Daten verschlüsselt gespeichert werden können. Zum anderen sind Anbieter mit Speicherort und Sitz in der Europäischen Union aufgrund der umfangreichen Datenschutzstandards zu bevorzugen.

Zusammenfassend können Cloud-Dienste einen großen Mehrwert für die Baubranche schaffen, denn der gemeinschaftliche Zugriff auf Informationen und Daten von verschiedenen Standorten aus kann gerade für die Zusammenarbeit in der Bauplanung effizienzsteigernd sein.

 

Quellen:

Fraunhofer-Allianz, Cloud Computing, Public, Private und Hybrid Cloud? 

ZEW, Zukunft Bau – Beitrag der Digitalisierung zur Produktivität in der Baubranche (zew.de)

Baugewerbe, Cloud-Plattformen - In die Cloud, aber sicher - Baugewerbe Unternehmermagazin ONLINE (baugewerbe-magazin.de)

Gryps.ch, SaaS – Software as a Service – Anbieter finden (gryps.ch)

Ingenieur.de, Cloud Computing - Funktionsweisen, Provider, Risiken - ingenieur.de


09.07.2021

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